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Podcastentwicklung: Fehler Nr. 1

Ohr

Der größte Fehler – und zugleich sicher häufigste – bei der Entwicklung neuer Podcasts, ist naheliegend.

Denn die Motivation zu einer neuen Reihe ist zunächst meist das persönliche Interesse an einem Thema. „Dazu müsste man einen Podcast machen“ ist der naheliegende Gedanke, wenn man ohnehin schon in diesme Bereich aktiv ist oder es seit geraumer Zeit plant.

Doch was den meisten Menschen persönlich als hochinteressant erscheint, ist für andere längst nicht so spannend – oder bereits ausreichend erschöpft.

Bevor Ihr also das Mikrophon in die Hand nehmt und die Aufnahmetaste drückt, macht Euch folgende Gedanken:

  • Interessiert dieses Thema wirklich viel mehr Menschen als mich?
  • Ist die Zielgruppe, wenn schon nicht groß, wenigstens relevant (als Entscheider, Werbeempfänger, Käufer, Netzwerkpartner etc.)?
  • Gibt das Thema genug Inhalt für eine Reihe von Folgen her oder besser noch: Gibt es aktuelle Entwicklungen, über die Ihr berichten könnt?
  • Gibt es bereits gut laufende Podcasts, die dieses Thema ausreichend abdecken? Und wenn ja: Könnt Ihr das wirklich besser?
  • Habt Ihr – zum Beispiel über andere Medien, Vereine etc. – andere Zugänge zur Zielgruppe um Euren Podcast bekannt zu machen?

Was heute nicht mehr funktionieren wird, ist der zufällige Erfolg, weil genügend Menschen nach Eurem Thema suchen. Die letzten Podcasts, die auf diesem weg zum Erfolg gekommen sind, wurden vor 2010 produziert.

Der Fehler Nr. 1 ist zu glauben, die Hörer hätten nichts besseres zu tun, als sich auf Euer Thema einzulassen und mal aus lauter Langeweile ‚reinzuhören‘. Selbst wer für eine längere Fahrt, wegen Schlafstörungen oder aus welchem Grund auch immer, Nachschub für die Playlist sucht (die selbst bei Vielhörern inzwischen durch nachrückende Folgen der Lieblingspodcasts gefüllt sein dürfte), wird nicht auf Eure Veröffentlichung stoßen. Und wer nach einem Thema oder in einer Kategorie sucht wird meist länger bestehende Podcasts finden.

Wer also nicht aktiv in (kostspielige) Werbung einsteigen will, braucht einen langen Atem, ein wirklich neues Thema (das noch im Wachstum steckt) oder außerordentliche Kompetenz (bzw. persönliche Prominenz).

Für alle, die jetzt gerade von der Euphorie in die Enttäuschung zu kippen drohen: Erfolg misst sich nicht nur an Downloadzahlen.

Erfolgreich Podcast produzieren kann auch der Spaß an der Sache sein

Denn natürlich sind diese Kriterien nicht alleine entscheidend. Sie sollen Euch nur davor warnen, von der eigenen Begeisterung in eine Überschätzung des Interesses Eurer Hörer zu schließen.

Wer sich einem Thema aus reinem Interesse widmet (selbst wenn es schon drölf erfolgreichere Podcastserien dazu gibt) und nicht erwartet, morgen schon 5000 Hörer und vier Werbeschaltungen zu gewinnen, kommt der ursprünglichen Podcastidee vielleicht näher als alle, die nur noch auf die marktopportune Produktion hinarbeiten.

Und schon eine kleine zweistellige Hörerzahl, die Eure Beiträge zu schätzen weiß, entspricht einem durchschnittlichen Vereinstreffen oder einem Vortrag vor interessiertem Publikum.

Zudem entstehen neue Kontakte und Zugang zu Gesprächspartnern, die man ohne eigenes Medium nicht erhalten hätte.